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Die VG Waldhüttl hat sicher auch etwas mit Visionen zu tun. Seit langem träumten einige davon, einmal wieder eine gemeinsame Reise zu tun: Rom, Assisi, Venedig... es gab viel Vorschläge. Zuerst träumten wir, seit einem Jahr planten wir: eine gemeinsame Reise.

Wie sollten wir das Geld zusammen bekommen? Die Einnahmen vom Romaball und sonstige Spenden brauchen wir Großteils für den laufenden Betrieb, für besondere Hilfen, für Neuanschaffungen und Alltägliches. Ivan (VG Obmannstellvertreter) schlug den BewohnerInnen vor, Spenden für Getränkeverkauf, Serviceleistungen, Dinnerclubs Musikdarbietungen nicht mehr zu privatisieren, sondern in eine Gemeinschaftskasse zu tun. So konnte ein Restsozialismus (vgl. Apostelgeschichte) belebt werden, so konnte sich ein Traum realisieren. Wir fuhren 21.-22. Juni 2019 nach Venedig. Natürlich gab es auch ein paar beherzte SpenderInnen, die genau für diesen Zweck spendeten. „Wo viel geweint wird, muss umso mehr getanzt werden.“, so heißt es im Waldhüttl. Weiterführend: „Wo viel Armut ist, braucht es umso mehr Kultur“. Eine erste Kulturreise mit 30 Roma nach Venedig – genau.

Die BewohnerInnen meinten von Anfang an, dass sie eine derartige Urlaubsreise nur mit ihren Frauen machen würden. So kamen alle Ehefrauen 2-3 Tage vorher nach Innsbruck, übernachteten auf Matratzen im Zuhäusl. Am Freitag um 10.00 Uhr waren 30 Männer und Frauen aus Tornala (Slowakei), Valea Monastiri (Rumänien), Serbien und ein paar MitarbeiterInnen der VG reisebereit.

„Seit 32 Jahren verheiratet, und dies ist die erste gemeinsame Reise.“

„Noch nie im Ausland gewesen, zum ersten Mal zum Meer.“

„Der erste Urlaub im Leben...“

So lauteten die ersten Kommentare.

Es wurde ein schönes Erlebnis, schön für Leute, die zum ersten Mal auf Urlaub fahren konnten, schön für Begleiter und Begleiterinnen, die mit staunenden Reisenden unterwegs waren.

Ankunft am Meer: Natürlich zückten fast alle ihre Smartphones, um Verwandtschaft und Freunden mitzuteilen, dass sie am Meer angekommen sind. Unsere BewohnerInnen kommunizieren viel mit Facebook. Emails und Essays sind nicht ihre Welt, Bilder, Eindrücke und Freuden werden meist mit live Videos geteilt. Über einhundert Likes sind keine Seltenheit. Staunen ohne Ende: mit dem Linienschiff ging es durch den Canale Grande: Post, Baukräne, Rettung, Polizei, Taxis, Transporter, Mullabfuhr... alles unterwegs, kreuz und quer und keine Unfälle. Häuser und Paläste auf Pfählen... sogar Gondolieri: live. Manche fragten sich, ob sie träumen, im Film oder ob das Wirklichkeit sei. „Wenn einer träumt, ist es nur ein Traum, wenn viele träumen wird es Wirklichkeit“ (brasilianische Weisheit). Wir kamen beim Markusdom an. Welch Bauwerk: der Marmor, die Buntheit, die Fenster, die Mosaike, die Farben, herrlich. „Woher wohl der ganze Reichtum kam...“ Viel kam aus dem Orient, aus Ägypten, aus Konstantinopel... „Zapzarap“: ein Fachausdruck für Stehlen, Mitgehen lassen. Ja der Reichtum beruht auf Leistungen anderer... und „ Zapzarap“. Wie oft wurden die Roma schon des „Stehlens“(Zapzarap) beschuldigt, selten gerechtfertigt. Am Abend begleiteten uns drei Musikkapellen auf dem Markusplatz. Wir bummelten durch Venedig, wir haben uns verlaufen, wir haben uns nicht mehr ausgekannt – uns wieder gefunden, aber es blieben viele Eindrücke. Geschlafen haben wir in einer Herberge, gespeist in einem Restaurant.

Mit Roma zu reisen ist völlig unkompliziert. Niemand jammert, niemand klagt, alle sind irgendwie mit allem zufrieden. Menschen, die noch staunen können, die darauf aufpassen, dass sich niemand verliert. Eine Frau meinte: „So, jetzt hab ich auch etwas, was ich einmal meinen Enkeln erzählen kann. Wenn ich alt bin, werde ich ihnen von Venedig erzählen.“ 

Vor der Abfahrt versammelten wir uns noch in einer Unterführung, dankten für das Schöne, „Laudate omnes gentes“, wir erzählten unsere Sorgen und baten Gott: „Wir bitten dich erhöre uns“. Nach dem Vater unser in Ökumene, gesprochen in drei Sprachen baten wir noch den ältesten Teilnehmer, den Klaus vom Vinzibus um seinen Segen. Sonntagsliturgie auf der Straße: das ist unsere Dankbarkeit, unser Leben, unser Gottesdienst. Dankbar (J.W.).

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