Am 1. September fand ein abendliches Gedenken mit anschließender Feier anläßlich des Antikriegstages statt. Es sprachen Bürgermeisterin Maga. Christine Oppitz-Plörer, Dr. Christoph Wötzer, Präsident der Vinzenzgemeinschaften, Maga. Gotlind Hammerer, Vizepräsidentin von Pax Christi Österreich, und ehemalige BewohnerInnen des Waldhüttls. Musikalisch wurde das Gedenken von Gheza und Medina, Dieter, Arif und Freunde und Bewohnern des Waldhüttels umrahmt. Danach gab es Brot, Wein und Musik in der Kulturscheune.
Pace e bene – Frieden und alles Gute – mit diesem Gruß des Hl. Franziskus möchte ich allen hier Versammelten einen guten Abend im Zeichen des Friedens, oder, anders gesagt, im Zeichen des Widerstandes gegen Krieg wünschen.
Ich überbringe die Grüße der Friedensbewegung Pax Christi Österreich, die ein Teil der Internationalen Bewegung Pax Christi ist. Pax Christi freut sich, dass das Waldhüttl, das durch die Initiative von Jussuf und Vroni Windischer ins Leben gerufen – oder vielmehr wiederbelebt – und von vielen Engagierten sozusagen großgezogen wurde, ein wichtiger Ort für Gerechtigkeit, Frieden und Sorge um die Schöpfung geworden ist.
Angesichts der gegenwärtigen Flüchtlingstragödien bleibt einem eigentlich jedes Wort im Halse stecken, und doch ist es gerade darum gut, am Antikriegstag sich der Ursache der heutigen und der damaligen Tragödien zu erinnern, dem Krieg als Methode der Auseinandersetzung eine klare Absage zu erteilen und der Menschen zu gedenken, die ihm aus tiefster Überzeugung und unter Lebensgefahr Widerstand geleistet haben.
Die internationale Entwicklung der letzten Jahre zeigt deutlich, dass letztlich kein Konflikt dauerhaft mit Gewalt zu lösen ist. Gewalt ruft nur wieder Gewalt hervor, Krieg führt zum nächsten Krieg, in einem endlosen Teufelskreis. Der unheimliche Satz „Entweder schafft die Menschheit den Krieg ab oder der Krieg schafft die Menschheit ab“ wird der unermüdlichen Kämpferin gegen Krieg, Bertha von Suttner, zugeschrieben. Er ist nicht übertrieben, sondern leider nach wie vor sehr realistisch, wenn man einerseits an die vielen Konflikte in der heutigen Welt und andererseits an die technische Hochrüstung samt Atomwaffen denkt. Sie allein bringt schon durch ihre Kosten viele Menschen um ihre Lebensgrundlage.
Allerdings beginnen die meisten Kriege schon bevor Waffen eingesetzt werden. Sie beginnen in den Köpfen der Menschen, durch Vorurteile, durch Freund-Feind-Denken, durch Nationalismus und Hass auf so genannte fremde Rassen oder übertriebene Angst um die eigene Sicherheit und den eigenen Besitz.
Schon da ist unser Widerstand notwendig, privat und öffentlich, nicht erst wenn es darum geht, sich gegen Rüstung und Waffengebrauch zu engagieren. Widerstand braucht hellwache Aufmerksamkeit, Mut und Phantasie. Widerstand ist die Pflicht aller, denen Gerechtigkeit und Frieden ein Anliegen sind. Widerstand auch gegen das verführerische Denken, dass man als letztes Mittel doch Gewalt und Krieg einsetzen könnte. Wer hat selbst noch nie gedacht „da sollte man jetzt aber wirklich dreinschlagen“? Da müssen wir Widerstand gegen uns selber üben und beginnen, Abrüstung in unserem eigenen Kopf zu betreiben.
Dass wir immer rechtzeitig erkennen, wann Widerstand geboten ist, und den Mut haben, danach zu handeln, das wünsche ich heute Abend uns allen. Und tun wir, wozu unsere Bürgermeisterin uns in ihrer heutigen Ansprache besonders jetzt aufgefordert hat: die Stimme dagegen erheben, wenn wir bemerken, dass Menschen beschimpft oder schlecht behandelt werden.