Jeden Samstag Nachmittag beginnen die „Wochenendaufräumarbeiten“: die Gänge werden gekehrt, die Stall- und Gartenboxen werden aufgeräumt.; herumliegendes Werkzeug eingesammelt, da und dort eine Reparatur durchgeführt; die Tiere werden mit Wasser und Futter versorgt: Schafe, Hennen, Enten, Hasen und Wachteln; die Ställe müssen ausgemistet werden, manche Tiere brauchen auch Ansprache und Spiel; die Schafe freuen sich auf einen Ausgang, die Enten freuen sich, wenn sie im Teich schwimmen und spielen können, die Hennen laufen einem nach, weil sie Futter wollen.
Gegen Abend kommen die BewohnerInnen des Waldhüttls von der Arbeit: meist durchfroren, hungrig und müde. Gar mancher freut sich, wenn das Gemeinschaftshaus schon beheizt ist, wenn es irgendwie gemütlich ist.
Um 17.00 Uhr kommen BesucherInnen zum Haus- und Hofrundgang. Um 18.00 Uhr gibt es das Gebet, die Meditation, in unserer Hochkapelle im Gemeinschaftshaus. Die Kerzen vom Adventkranz werden angezündet.
Der ein oder andere macht Musik, meist Stefan: es ist die sehnsüchtige Musik der Roma, das Gebet, das jeder versteht.
Wir singen, beten für unsere Familien, für die großen und vielen Nöte der Roma, der Verfolgten, der Flüchtlinge. Manchmal wird auch geweint.
Wir danken auch Gott für das, was Gutes und Schönes im Leben passiert. Wir suchen uns zu erheitern und zu ermutigen, oft und sicher mit der Frohbotschaft, dem Evangelium.
Wir beten das Vaterunser auf Ungarisch, Rumänisch, dann gemeinsam auf Deutsch. Der älteste oder die älteste Teilnehmer/in spricht dann meist das Segensgebet.
Dann sitzen wir alle um den Tisch herum: es gibt Brot und Wein oder auch Tee, bescheiden gedeckt und bereichert mit den Mitbringseln der Roma und der BesucherInnen.
Wir reden über das Leben.
Die Roma erzählen oft über die bescheidenen Verdienste, es sind manchmal weniger als € 15,-. Sie berichten, dass es anstrengend ist, in der Kälte den ganzen Tag zu lächeln: einem grantigen Zeitungsverkäufer würde ja das Geschäft zusammenbrechen. Sie erzählen von bösen Passanten, die sie des organisierten Bettelns bezichtigen, sie erzählen, dass sie als Musiker vertrieben wurden oder auch von einigen guten, wohlmeinenden Stammkunden – es gäbe viele gute Menschen: so die Berichte der Roma.
So wie jedes Jahr – am Heiligen Abend, am 24. Dezember, haben wir mit den Dagebliebenen im Tipi ein Feuer gemacht, Glühwein getrunken und Würstl gebraten.
Es hat auch einen richtigen Christbaum gegeben und wir haben „Stille Nacht“ gesungen, in verschiedenen Sprachen, wir haben Weihnachten gefeiert.
Weihnachten feiern in einer echten Herberge – das ist wunderschön, das ist die größte Weihnachtsfreude.
Wir haben an alle gedacht, an alle Freundinnen und Freunde des Waldhüttls, Kerzen für euch angezündet und euch ins Herz mit eingeschlossen, denn ohne eure Freundlichkeit und Freundschaft würden wir alleine dastehen.
Danke, dass ihr für uns da seid, danke für euer Interesse, danke für eure Sympathie, danke auch für eure Spenden. Wir freuen uns gemeinsam, dass es einen menschenfreundlichen Gott gibt, der den Armen ganz nahe ist.
Für das Waldhüttl
Jussuf Windischer (Obmann), Iwan Horvath (Obmannstellvertreter)
PS.: Haus- und Hofführung ab 2017 wieder jeden Samstag 17 Uhr und nach Absprache, 18 Uhr Meditation