Ein angedachtes Schlafverbot für obdachlose Menschen in Innsbruck bewegt sich wohl zwischen Schildbürgertum und sozialpolitischer Kapitulation. Wo sollen Obdachlose schlafen, wenn es trotz einiger politischer Zusagen noch immer keine freien Betten in den Herbergen gibt, wenn die Eröffnung von notwendigen Notschlafstellen unterbleibt? Sinnlos ist es, Obdachlosigkeit oder Wohnungslosigkeit zu verbieten. Es wäre auch sinnlos und sarkastisch, Spitalsbetten zu verringern, um Krankheiten zu reduzieren. Spittalsbetten locken keine Kranken an, genauso wenig wie Notschlafstellen Obdachlose anlocken. Es braucht lösungsorientierte Ansätze. Wir brauchen Notschlafstellen und Streetworker.
Am Rande sei bemerkt: Zurecht ärgern sich Bürger und Bürgerinnen, auch die Innenstadtkaufleute, wenn betrunkene Menschen und auch der ein oder andere Obdachlose die Notdurft an Hausecken verrichten. Lösungsorientiert: öffentliche Toiletten wären behilflich, am allerwenigsten ein „Pinkelverbot“. Es käme durchaus billiger, verarmten, manchmal verwirrten und obdachlosen Menschen eine Notschlafstelle zur Verfügung zu stellen und unter Umständen auch eine Transportmöglichkeit anzubieten (in einigen Großstädten üblich). Das wäre ein Zeichen von Menschlichkeit und könnte das Elend mildern. Zudem käme es billiger als Ordnungsmaßnahmen und sinnlose, uneinbringbare Verwaltungsstrafen.
Um nicht im Konjunktiv zu bleiben: Die Vinzenzgemeinschaft Waldhüttl bietet ca. 25 obdachlosen Menschen eine Unterkunft an – ohne Subventionen, ohne Personal, aber mit Hilfe der Prämonstratenser, mit Hilfe von wohlmeinenden MitbürgerInnen. Sozialpolitik soll Probleme lösen, nicht verbieten.
Jussuf Windischer