Verleihung Ordenspreis am 25.11.2014 – MMag. Bernd Wachter, Generalsekretär der Caritas Österreich
Es gilt das gesprochene Wort; Ort: Konzilsgedächtniskirche Wien
Sehr verehrte Schwestern und Brüder (dieser Gruß ist wohl selten so zutreffend wie heute hier in der Konzilsgedächtniskirche am Ordenstag)
Ich freue mich sehr, dass ich als Vetreter der Caritas Österreich neuerlich in der Jury des Ordenspreises mitwirken durfte. Vor zwei Jahren konnte ich einige Gedanken zum langjährige n Kosovo-Engagement von Schwester Maria Martha hier vortragen. Sie war Ordenspreisträgerin 2012. Ich darf in diesem Jahr ganz besonders Abt Mag. Raimund Schreier begrüßen und Dr. Josef – besser bekannt unter Jussuf – Windischer als Projektleiter und zugleich Vertreter der Vinzenzgemeinschaft „Waldhüttel“. Jahrelang übernachteten in Innsbruck Romas in ihren geparkten Autos. Die Situation ist bekannt und zwischenzeitlich österreichweit intensiv diskutiert: Romas kommen auch in das reiche Österreich, um sich hier mit Betteln oder etwa durch den Verkauf von Straßenzeitungen etwas Geld für ihre Familien zu verdienen. Nach etwa drei Wochen kehren diese Menschen mit 300 bis 400 Euros zurück zu ihren Familien. Sie sichern das Leben und Überleben. Nach einigen Wochen zu Hause kommen sie wieder. Auch das ist ein Bild von Europa. Glauben wir bitte nicht nur an die billigen Artikel in den Warenkörben.
2012 stellten die Prämonstratenser, das Stift Wilten von Innnsbruck – vertreten durch Abt Raimund Schreier – einen Bauernhof sowie ein großes bewirtschaftbares Grundstück zur Verfügung. Hier finden die Romas aus der Slowakei und einige wenige aus Rumänien nun eine würdevollere Bleibe. Das an sich wäre schön aber noch nicht preisverdächtig. Was sich seit 2012 im Waldhüttel und rundherum so bewegt hat – das aber hat die Jury klar überzeugt. Das Stift übernahm die Kosten für die Renovierung des Bauernhofes, Romas und Freunde des Projektes – unterstützt von Mitarbeitern des Stiftes – erledigten in weiten Zügen die Arbeit. Der renovierte Bauernhof wurde von Abt Raimund gesegnet.
Zwischenzeitlich wohnen im Waldhüttl etwa 25 Roma, zudem Pilger und drei engagierte MitarbeiterInnen der Vinzenzgemeinschaft. Rund um das Waldhüttel wurden Gärten angelegt, es gibt einen Besinnungsweg und eine Pax Christi Kapelle. In der renovierten Scheune (sie wird Kulturscheune genannt) finden immer wieder große Treffen statt. Dort wird diskutiert aber auch gesungen, getanzt und gebetet. Dieses Projekt trägt sicherlich die ganz besondere Note von Jussuf Windischer und seinem tiefverwurzelten Glauben an Gott und die uns gegeben Möglichkeiten die Welt ein bisschen besser zu machen. Zwischenzeitlich ist das Waldhüttel bei Innsbruck ein viel und gerne besuchter Ort der Begegnung. Schulklassen, Pfarrgruppen und ganz einfach interessierte Leute pilgern zum Waldhüttel. Sie erleben ein kleines Stück Kirche – wie sie uns möglicherweise Papst Franziskus sehr nahelegen würde: Sie erleben den Dienst am Nächsten – durch die Herberge für die Romas. Sie erleben den Dienst an der Ökologie – durch die Gärten und Tierhaltung. Besucher erleben den Dienst an der Kultur bei Veranstaltungen und der verankerten Förderung der Straßenkunst, sie erleben den Dienst an der Integration – nennen wir es auch ganz einfach Gemeinschaftsbildung. Sie erleben aber auch ein liturgisches Leben im Meditationsraum, in der Kapelle, dem Besinnungsweg oder etwa den Stationen der Weltreligionen. Die Jury gratuliert zu diesem besonderen Projekt – als eines der zwei ausgezeichneten Projekte des Ordenspreises 2014. Die zentrale Aufgabe eines Stiftes wurde und wird durch dieses Projekt nach Auffassung der Jury in unsere Zeit übersetzt. Gratulieren wir Abt Raimund und dem Stift Wilten, gratulieren wir Jussuf Windischer, seinem Team und der Vinzenzgemeinschaft „Waldhüttel“. Wir wünschen Freude, Inspiration und vor allem auch Gottes Segen für dieses Projekt.
Wir gratulieren zum Ordenspreis 2014 für das Projekt Waldhüttl!